Auf der Brücke
Der Wind zerzaust mir mein Haar und weht als frische Brise über das Wasser, das sich ungefähr 20 Meter unter mir befindet. Zerrt an dem Papier. An dem kleinen Bild in meiner Hand.
*Tropf*
*Tropf*
Ich wische mir mit dem Handrücken über die Augen. Regelmäßig komme ich hier her, um meinen Gedanken nach zu gehen... Ob es nun ist, dass meine Mutter mich im Alkoholrausch beleidigt oder mein Bruder wieder versucht, mich zu Dingen zu nötigen , die ich nicht will... Hier fühle ich mich geborgen denn.... Das hier war unser Platz. Der Platz von dir und mir. Der Platz wo du und ich uns das erste mal trafen und uns das erste mal geküsst haben, der Platz wo alles begann.... und alles endete....
Ich sehe auf das Bild und werde von Erinnerungen überrannt. Der Moment in dem du und dich von der Tanke geflüchtet sind, weil wir Cola und Chips geklaut haben, der Tankwart uns aber nicht verfolgen konnte, weil der selbst Dreck am Stecken hat. Der Tag an dem du mir deine Liebe gestanden hast und mit mir die Sterne beobachtest hast, bis dir meine Augen schöner erschienen. Der Abend an dem wir uns hier in einem Zelt versteckten um dem Schnee und deiner Familie zu entgehen... Ich kann es nicht noch mehr zurückhalten. Die vorher einzelnen Tränen gleichen nun einem Strom in dem ich zu ertrinken drohe. So fühlt es sich jedenfalls an...
Ich streiche über deine Gesichtszüge und sehe dann auf das Herz was du mit viel Mühe in den Stahlpfeiler der Brücke gemacht hast. Ich weiß nicht wie du das geschafft hast, aber du hast es irgendwie hinein bekommen... Und zwar an dem Tag bevor du gesprungen bist....
Ich verstehe es nicht... Ich verstehe nicht wieso oder warum, aber ich verstehe endlich deine Message... Deinen Brief in dem Stand, dass du mich liebst und das bis über den Tod hinaus und mich immer lieben würdest... Dass du nicht mehr könntest und du deswegen aufgegeben hättest...Du sagtest mir schon vorher oft, dass wir beide in einem anderen Leben sicher wieder zusammen finden würden und wir füreinander bestimmt sind...
Ich sehe hinunter auf das Wasser und lächel leicht unter Tränen. Leise murmel ich: ,,Bis über den Tod hinaus...". Ich lege dein Foto auf den Stahlbalken neben mich und lege darauf die Kette, an der der Ring meines Vaters hängt.
Ich habe es endlich verstanden.... Ich schließe meine Augen und lasse mich fallen.
Hinein in den Fluss.
Hinein in das Wasser.
Hinein in deine Wartenden Arme...
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